09/2024 Der ungewöhnliche Entwurf für den Neubau des Orang-Utan-Hauses reagiert mit seiner Umkehrung von Innen- und Außenflächen auf den denkmalgeschützten Lennéschen Rundweg, der durch das gesamte Zoogelände führt und weder unterbrochen noch umgeleitet werden darf. Das Gebäude nimmt diesen Rundweg in sich auf und erweitert ihn um einen weiteren Pfad, der sich um den westlichen Teil des Außengeheges legt. Das neue Habitat der Orang-Utans wird so von einem offen gestalteten Besucherraum umschlossen, der sich ringförmig um das Außengehege legt. Im Einklang mit diesem Konzept bietet das neue Orang-Utan-Haus nicht nur den Menschenaffen, sondern auch vielen anderen Tierarten Südostasiens ein Zuhause.
»Mit dem Orang-Utan-Haus konnte ein für den Zoo bedeutendes Bauprojekt fertiggestellt werden. Das Haus ist ein Publikumsmagnet, nicht nur, weil es neu ist, sondern weil wir mit ihm unser Vermittlungskonzept komplett überarbeitet haben und die ganze Tropenwelt zeigen können. Und das Konzept überzeugt kleine wie große Gäste.«
Karl-Heinz Ukena, Direktor
Zoo Dresden
Rundreise
Der erschaffene Lebensraum umfasst neben dem Leitbild des Regenwaldes eine Vielzahl weiterer tropischer Landschaften, die in und um das neue Gebäude in unterschiedlichen Biotopen erlebbar werden: So können Besucherinnen und Besucher auf ihrer Rundreise durch den aufgrund seiner Form liebevoll Donut genannten Bau etwa im Innenraum durch das grüne Dickicht blickend das Binturong-Gehege entdecken oder im Außenraum entlang des Lennéschen Rundwegs, der den Bau durchkreuzt, in den grünen Hügeln unter mächtigen Baumriesen das Freigehege der Orang-Utans und das Flusstal der Glattotter erkunden, um wenig später im ringförmigen Körper am Tropischen Strand die Aldabra-Riesenschildkröten zu beobachten.
1Sumatra-Orang-Utans
2Binturongs
3Glattotter
4SmaragdwaraneFidschileguaneKragenechsenRiesenblauzungenskinke
5Netzpythons
6Aldabra-Riesenschildkröten
Dunkles Dickicht, helle Lichtung
Im Haus sorgen 150 tropische Pflanzen, darunter Bananenstauden, Drachenbäume und Stauden-Ingwer, für üppiges Grün, während im Außenbereich und im kreisrunden Hof 350 Großsträucher die Szenerie ergänzen. Auch in der Gestaltung der Oberflächen setzt sich das Thema des Regenwaldes fort. Die Orang-Utans tanzen als Silhouette entlang der hellen Außenfassade. Stämme und Tiere treten bis zu sechs Zentimeter plastisch aus der Fassade heraus: Sie klettern als abstrahiertes Relief von stilisiertem Baumstamm zu Baumstamm und laden aus der Ferne dazu ein, die eigentlichen Tiere im Regenwald zu besuchen. Dieses Licht- und Schattenspiel findet im Inneren seine Fortsetzung.
Großes Kino
Erst treten die Besucherinnen und Besucher langsam in die Tropenwelt ein, um schließlich im Dickicht des dunklen Baukörpers abzutauchen. Als stille, zurückhaltende Gäste bewegen sie sich entlang der schwarzen Wände auf dem rotbraunen Boden, der farblich an den Regenwald erinnert, zu den Fenstern mit ihren Hauptattraktionen: Die Tiere bleiben in ihrem Lebensraum möglichst ungestört. Mit einer speziellen Membrane versehene Oberlichter ermöglichen das natürliche und doch ausgesprochen intensive Licht. Die Tiere, allen voran die Orang-Utans, die Otter und die Schildkröten, haben sich gut eingefunden. Den großen und kleinen Besucherinnen und Besuchern gefällt es.
»Seit 45 Jahren stehe ich an der Seite der Orang-Utans. Ich begleite sie und sie begleiten mich. Und nun durfte ich den zweiten Umzug der Tiere begleiten. Es ist mir schon immer ein Anliegen gewesen, dass sich die Tiere wohlfühlen. Mit dem Neubau sind dafür ideale Bedingungen geschaffen worden. Diese Entwicklung zu beobachten, erfüllt mich mit Freude.«
Sylvia Pohle, Tierpflegerin
Zoo Dresden
Erfahren Sie mehr über das Konzept in unserem > Magazin-Beitrag Habitat